Die SZ berichtet: Handwerker sind begehrt – und besonders glücklich
Die SZ berichtet über eine Umfrage der Innungskrankenkasse IKK classic. In der Befragung wurden Handwerker zur Zufriedenheit mit ihrer Arbeit befragt und mit Arbeitnehmern anderer Berufe verglichen – ein sehr unterhaltsamer Artikel.
Handwerker macht ihre Arbeit zufriedener als den Rest der Bevölkerung. Das sagt zumindest eine Umfrage der Branchen-Krankenkasse.
Die Deutschen reden häufig über die Arbeit. Euphorie kommt dabei selten auf. Immer ist irgendetwas. Mal sind die Arbeitsbedingungen unerträglich, mal fehlt die gesellschaftliche Wertschätzung für das eigene Schaffen und mal ist es einfach der schnöde Mammon, der zum Glück fehlt.
Für viele Arbeitnehmer scheint ihr Job ein ständiger Quell der Unzufriedenheit zu sein. Eine Berufsgruppe soll jedoch die Ausnahme sein: die Handwerker. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Innungskrankenkasse IKK classic. In der Erhebung wurden 700 Handwerker zur Zufriedenheit mit ihrer Arbeit befragt und mit etwas mehr als 1300 Arbeitnehmern anderer Berufe verglichen. Die Handwerker gewinnen. Der IKK classic, die viele Handwerker versichert, dürfte diese Nachricht gut zupasskommen. Am Mittwoch trifft sich die Branche zum Kongress „Zukunft Handwerk“.
Glänzen kann das Handwerk besonders bei der Frage, ob die Menschen ihren Beruf als sinnvoll erachten. 92 Prozent der Handwerker stimmen zu, während es in der Gesamtbevölkerung nur knapp 70 Prozent sind. Was für ein trauriger Gedanke. Von zehn Menschen, die morgens in der S-Bahn sitzen, denken drei, dass der Grund ihrer Fahrt eigentlich sinnlos ist.
Und in aller Regel wird der Zugführer – dessen Kollegen gerade im Kampf um mehr Geld streiken – nicht einmal einer von ihnen sein. Nach dem amerikanischen Anthropologen David Graeber sind es vor allem die Büroangestellten, die ihren Job sogar selbst als überflüssig erachten. Die Mitglieder des mittleren Managements, die in endlosen Meetings Arbeit simulieren und danach Feedbackbögen über das Besprochene erstellen, die schlussendlich in der Schublade landen. Menschen also, die vom Erdboden verschluckt werden könnten und niemand auf Arbeit würde es mitbekommen. Graeber schuf hierfür den Begriff der „Bullshit Jobs“.
Was will man mehr? Die Gesellschaft will mehr
Zu diesen zählt das Handwerk nicht. Jeder Heizungsinstallateur, der eine Wärmepumpe verbaut, kann sich abends schlafen legen in der Gewissheit, die Energiewende ein kleines Stück vorangebracht zu haben. Was will man mehr? Die Gesellschaft will mehr. Die Auftragsbücher vieler Betriebe sind für die nächsten Monate ausgebucht. Ein Handwerker im Freundeskreis ist zum wertvollen Asset geworden. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks schätzt, dass in Deutschland rund 250 000 Fachkräfte fehlen.
Warum will das Wechselspiel aus Angebot und Nachfrage nicht recht funktionieren? Ihre Begehrtheit kommt nicht bei allen Handwerkern an. Viele Angestellte meckern über hierarchische Strukturen im Betrieb, dürftige Bezahlung im Vergleich zu den „Bullshit Jobbern“ und immer noch fehlende soziale Anerkennung für ihren Beruf. Die Handwerker sind also laut der Umfrage glückliche Arbeitnehmer. Jetzt müssen sie es nur noch selber glauben.